EU-Initiative für MDMS sachgerecht ausgestalten

Der EU-Vorschlag für multimodale digitale Mobilitätsdienste (MDMS) sollte sich am Klimaschutz und den durchschnittlichen EU-Bürgern ausrichten – nicht an Flugreisen für eine kleine Minderheit

Brüssel/Berlin (22. Februar 2023):

 Suche und Kauf von Fahrkarten für Reisen, bei denen verschiedene Verkehrsmittel kombiniert werden, sind in der EU noch schwierig. Deshalb muss der anstehende Vorschlag für multimodale digitale Mobilitätsdienste (MDMS) den Schienenpersonennah- und -fernverkehr integrieren, um eine nahtlose multimodale Reisekette zu ermöglichen. Nur so lassen sich die CO2-Reduktionsziele des EU Green Deal erreichen.

Umso erstaunlicher ist es, dass der am wenigsten nachhaltige Verkehrsträger – der Luftverkehr – nicht nur beteiligt ist, sondern die Agenda vorantreibt. Und nicht nur das: Die ersten multimodalen Produkte dienen in erster Linie den Wohlhabenden. Die MDMS müssen daher dringend auf eine nachhaltige und gerechte Mobilität ausgerichtet werden.

Letzte Woche feierten sich die Deutsche Bahn AG (DB) und die Deutsche Lufthansa AG für ihr „Lufthansa Express Rail“-Konzept, bei dem Züge von DB-Fernverkehr Passagiere zu den Flughäfen der Lufthansa in Deutschland bringen. Ähnliche Vereinbarungen gibt es auch anderswo in Europa. Es drängt sich der Eindruck auf, dass solche Rail&Fly-Kooperationen teilweise bewusst als „die“ Lösung für gelungene Multimodalität dargestellt werden.

Das macht aber wenig Sinn, denn:

  • Erstens ist es das Ziel der EU-Verkehrspolitik, Reisende zu ermutigen, auf längeren Strecken den umweltfreundlichen Zug zu wählen. Stattdessen den Umstieg auf das Flugzeug zu erleichtern, erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst.
  • Zweitens ist es zwar begrüßenswert, wenn Passagiere für Interkontinentalflüge den Zug zum Flughafen nehmen (anstatt eines Zubringerflugs), aber das hilft nur einer kleinen Gruppe von Menschen – den Weltreisenden – und nicht dem Großteil der europäischen Gesellschaft.
  • Drittens ergeben sich bei Kooperationen von Staatsbahnen und alteingesessenen Fluggesellschaften oftmals nur hochpreisige Tarife. Solche Produkte sind also nicht für alle Menschen gedacht.

Die Verbände ALLRAIL und mofair fordern daher eine dringende Neuausrichtung der gesamten MDMS-Initiative. Oberste Priorität sollte die Haus-zu-Haus-Beförderung im grenzüberschreitenden Verkehr innerhalb der EU haben, wobei die Schiene das Rückgrat für längere Fahrten sein muss.

Multimodalität muss attraktiv und erschwinglich werden und sich an den durchschnittlichen EU-Bürger – „die Masse“ – richten, damit ein großer Teil der europäischen Gesellschaft von der vorgeblichen Bequemlichkeit des Privat-PKW weg und hin zu nachhaltigen öffentlichen Verkehrsmitteln am Boden gelockt wird.

Schließlich sollten die Menschen in der Lage sein, ohne Medienbrüche, auf einer einzigen digitalen Plattform, Fahrkarten von jeder beliebigen Adresse zu jeder beliebigen Adresse in der EU zu suchen und zu kaufen. Dies ist jedoch noch nicht möglich, und eine Lösung hierfür zweifelsohne wichtiger als multimodale Buchungen von Europa nach New York oder Hongkong.

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Dr. Matthias Stoffregen

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