Wenn DB Netz nicht in der Lage ist, fahrplangerechte Infrastruktur bereitzustellen, muss sie bereit sein, die Fahrpläne anzupassen
Berlin (15. August 2022):
Im Netz des mofair-Mitgliedsunternehmens Bayerische Regiobahn befindet sich die von der DB Netz verantwortete Infrastruktur in einem desaströsen Zustand. Die sog. LA-Stellen, also Langsamfahrstellen aufgrund von Mängeln an der Strecke, häufen sich derart, dass an einen geordneten Zugbetrieb nicht mehr zu denken ist. Die von der DB Netz als Infrastrukturbetreiber vorgegebenen Fahrpläne und Fahrzeiten werden vollends zur Makulatur. Zugleich weigert sich die DB Netz jedoch, realistische Fahrpläne aufzustellen, da dies theoretisch Schadensersatzansprüche nach sich ziehen könnte.
mofair-Präsident Tobias Heinemann: „Das Verhalten, welches uns derzeit in Bayern von der DB Netz entgegengebracht bekommen, spottet jeder Beschreibung. Statt für ihre Fehler einzustehen, versucht das Unternehmen stattdessen, sich selbst möglichst schadlos zu halten. Doch dadurch entgehen nicht nur dem Eisenbahnverkehrsunternehmen mögliche Entschädigungszahlungen, vielmehr sind die Fahrgäste die wahren Leidtragenden dieser Situation!“
„Es ist allen mit der Materie Vertrauten klar, dass die Fahrpläne auf diesen Strecken derzeit nicht zu halten sind. Schuld sind die unzähligen LA-Stellen. Wir möchten unseren Fahrgästen gerne verlässliche Zeiten mitteilen, können es aber nicht, weil der DB Netz das finanzielle Ergebnis wichtiger zu sein scheint als zufriedene und pünktliche Reisende.“ so Heinemann weiter.
Konkret betroffen sind die Strecken Freilassing – Berchtesgaden, Eichstätt – Weilheim/Schongau sowie das bayerische Oberlandnetz, befahren von der Transdev-Tochter Bayerische Regiobahn.
Mit ihrem Verhalten sabotiert die DB Netz Verkehrswende: Um sich selbst vor finanziellen Schäden zu schützen, werden Schäden auf die Nutzerinnen und Nutzer des Schienenpersonennahverkehrs abgewälzt und Gründe gesucht, wieso man den Fahrplan nicht anzupassen hätte. Für die Fahrgäste ergibt sich das Bild eines chronisch unzuverlässigen Verkehrsmittels; im intermodalen Wettbewerb ein katastrophales Bild.
Wieder einmal zeigt sich: Die Infrastruktursparten der DB müssen unverzüglich – wie im Koalitionsvertrag vorgesehen – in einer gemeinwohlorientieren Gesellschaft zusammengefasst werden, die nach Qualitäts- und nicht nach finanziellen Kennzahlen geführt wird. mofair hat dazu bereits Position bezogen[1] und drängt auf Umsetzung – nur so kann die Eisenbahn den ihr zustehenden Beitrag zum Klimaschutz leisten.
[1] https://mofair.de/wp-content/uploads/2022/01/220127-Gemeinwohlorientierung-Schieneninfrastruktur.pdf, siehe auch einen Folienvortrag zum Thema: https://mofair.de/wp-content/uploads/2022/03/220325-Umsetzung-Koalitionsvertrag-Gemeinwohlorientierung-Schieneninfrastruktur.pdf.