mofair-Führung komplett: Martin Becker-Rethmann Präsident, Alexander Sterr und Marcel Winter Vize

Zentrales Thema bleiben Struktur und Qualität der bundeseigenen Infrastruktur

 

Berlin (7. September 2023):

Etwas früher als geplant, musste das mofair-Präsidium neu gewählt werden, nun steht das Ergebnis: Die Mitglieder des Verbands der Wettbewerbsbahnen im Schienenpersonenverkehr wählten Martin Becker-Rethmann, den Aufsichtsratschef der Transdev GmbH, zum neuen Präsidenten. Er folgt auf Tobias Heinemann, der zum Jahreswechsel als Vorstandsbeauftragter für die gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft zum Deutsche Bahn-Konzern wechseln wird.

Zu Vizepräsidenten wurden Alexander Sterr, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der NETINERA Deutschland GmbH, sowie Marcel Winter, CEO der National Express Rail GmbH, gewählt. Sie folgen auf den Ende Juni ausgeschiedenen Jost Knebel. Im Amt bestätigt wurden Schatzmeister Fabian Amini (Go Ahead) sowie als Beisitzer Alexander Hedderich (Rail Development Corporation Deutschland), Michael Mittag (Flixtrain) und Rolf Schafferath (Abellio). Neu hinzugekommen ist Wolfgang Pollety für die RATH-Gruppe.

mofair-Präsident Martin Becker-Rethmann: „Das gleichzeitige Ausscheiden von Präsident und Vizepräsident ist eine Herausforderung für einen Verband wie mofair. Umso mehr hat die Mitgliederversammlung das ungebrochene Interesse an fairem Wettbewerb für die Schiene und auf der Schiene gezeigt. Die Branche braucht eine starke Stimme der Wettbewerber. Diese ist und bleibt mofair – gemeinsam mit den GÜTERBAHNEN – unserem Partnerverband für den Schienengüterverkehr.“

Neben der Neuwahl stand bei der Versammlung der Dank an die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Tobias Heinemann (Präsident seit Frühjahr 2021) und Jost Knebel (Vizepräsident seit November 2020) im Mittelpunkt. Beide hatten durch ihre konstruktive, aber pointierte Kritik an Missständen im Bahnsystem in Deutschland die Stimme der Wettbewerbsbahnen – die im Regionalverkehr über 40 % der Betriebsleistung erbringen – gestärkt.

Inhaltlich äußerten die Mitglieder ihre Sorge, dass die Chance des Koalitionsvertrags, eine gemeinwohlorientierte Schieneninfrastrukturgesellschaft zu bilden, verpasst werden könnte. „Die Themen, die uns wichtig sind, wie etwa die Kündigung der Ergebnisabführungs- und Beherrschungsverträge zwischen den Infrastrukturgesellschaften und der Muttergesellschaft DB AG, oder die Entsendung von Vertretern der Eisenbahnverkehrsunternehmen in den Aufsichtsrat der Fusionsgesellschaft aus DB Netz und DB Station&Service, werden derzeit nach und nach abmoderiert. Wir haben den Eindruck, dass das Bundesverkehrsministerium zwar jeden Stein umdreht, um ihn dann aber wieder genau an den alten Platz zu legen,“ fasste mofair-Geschäftsführer Matthias Stoffregen seine Eindrücke aus der bisherigen Debatte zusammen. Das bloße Zusammenführen zweier Gesellschaften und die Hoffnung des Bundes, diese durch bessere Kennzahlen als bisher steuern zu können, werde als Reform nicht ausreichen.

In diesem Zusammenhang widmeten sich die mofair-Mitglieder auch dem Datenmanagement. Eine gemeinwohlorientierte neutrale Infrastrukturgesellschaft muss mit ihren betriebs- und vertriebsrelevanten Daten viel offener umgehen als bisher. Das ist sowohl wichtig für die Fahrgäste (Fahrgastinformation & Vertrieb), als auch für das System an sich (z. B. bessere Ausnutzung der vorhandenen Kapazitäten, Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen für mehr Energieeffizienz auf der Schiene).

Als weiteres Schwerpunktthema für das politische Lobbying des Verbandes wurden Anpassungen des Markt- und Ausschreibungsmodells im Schienenpersonennahverkehr (sachgerechtere Verteilung der Risiken zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträgern im SPNV) benannt. Hauptansprechpartner sind hier die Länder und deren SPNV-Aufgabenträger. Allerdings müssen diese vom Bund ausreichend mit Regionalisierungsmitteln ausgestattet werden. Dass über deren künftige Höhe erst wieder im kommenden Jahr gesprochen werden soll, ist ein unhaltbarer Zustand.

mofair wird auch nicht lockerlassen, die Rahmenbedingungen für einen deutlich lebendigeren Wettbewerb im Fernverkehr (SPFV) zu verbessern. Erfahrungen in Italien, Tschechien und neuerdings auch in Spanien und Frankreich zeigen, dass mehr Wettbewerb zu sinkenden Ticketpreisen und einem besseren Angebot führt. Deutschland mit den europaweit höchsten Trassenpreisen – über deren Senkung derzeit trotz Prüfauftrag aus dem Koalitionsvertrag zurzeit nicht gesprochen wird – und einem unklaren Trassenzuweisungsmodell hinkt hier meilenweit hinterher.

Eine große gemeinschaftliche Aufgabe der Branche sehen die mofair-Mitglieder schließlich darin, die Branche für Mitarbeitende noch attraktiver zu machen. Unter Personalmangel leiden alle, DB-Unternehmen wie Wettbewerber, Transport- wie Infrastrukturunternehmen, Bahnindustrie, Bahnbauindustrie, Planer, Genehmigungsbehörden etc.

Präsident Becker-Rethmann: „Statt der Gut-Wetter-Kommunikation der DB trotz unzulänglicher Leistungserbringung sowie fast alljährlicher Strategiewechsel sollte die Branche gemeinsam eine klare Vision entwickeln, wie die Mobilität der Zukunft aussehen soll und wer dazu welchen Beitrag leistet. Diese langfristige Ausrichtung würde Stabilität und Vertrauen schaffen – für die dringend benötigten Fachkräfte, die Gesellschaft und die Politik. Leider versäumt es das Verkehrsministerium als Gesellschaftervertreter des Bundes bisher, hier notwendige Veränderungen im Interesse der Fahrgäste und BürgerInnen auf den Weg zu bringen. Wir als mofair stehen für eine langfristige Ausrichtung bereit. Packen wir es an!“

 

Bilder des neu gewählten Präsidiums finden Sie hier: https://mofair.de/portrait/praesidium/

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Dr. Matthias Stoffregen

Geschäftsführer mofair e. V.

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