Preisoffensive mit der Brechstange hilft dem umweltschonenden Verkehr nicht

Geplante DB-Eigenkapitalerhöhung treibt weitere seltsame Blüten

Berlin (15. September 2020):

Mit der schier „unbegrenzten Feuerkraft“ einer neuerlichen Eigenkapitalerhöhungen über fünf Milliarden Euro will die Deutsche Bahn jetzt um jeden Preis ihre Fahrgastzahlen in die Höhe treiben. „Wir bezweifeln, dass der „Super Sparpreis Young“ aus Klimaschutzsicht irgendeinen positiven Effekt haben wird“, gibt sich mofair-Präsident Christian Schreyer skeptisch und betont: „Wir sehen aber unsere Sorge bestätigt, dass das angekündigte frische Bundesgeld für die DB direkt zu Aktionen gegen ihre Konkurrenz führt. Wir werden die Wettbewerbshüter in Brüssel darauf hinweisen.“

Vor wenigen Tagen stellte die DB Fernverkehr ihren neuen „Super Sparpreis Young“ vor, mit dem Fahrten durch ganz Deutschland ab 12,90 Euro möglich werden; in Kombination mit BahnCard sind Tickets sogar für unter zehn Euro zu haben.

Es ist gut, Eintrittsschwellen in den öffentlichen Verkehr zu senken. Aber dies muss als Teil einer Gesamtstrategie erfolgen und nicht isoliert durch ein Unternehmen, das mit einer –noch nicht genehmigten – Eigenkapitalerhöhung im Rücken auch unsinnige Aktionen versucht, um die Unternehmensfahrgastzahlen in die Höhe zu treiben. Durch diese unabgestimmte Aktion schwächt die DB den öffentlichen Verkehr jedoch gleich mehrfach:

Auf Strecken, bei denen Fernverkehr und Nahverkehr parallel fahren, wird der Regionalverkehrstarif unterlaufen. Es droht die Gefahr, dass öffentlich bestellte und vergütete Züge „leergefahren“ werden. Die sie betreibenden Verkehrsunternehmen erleiden Mindereinnahmen. Werden die Strecken in Bruttoverträgen betrieben, bei denen die Aufgabenträger das Erlösrisiko tragen, müssen diese die Mindereinnahmen verkraften.

Hinzu kommt, dass die Deutsche Bahn die Super Sparpreise Young, wie alle anderen Sonderangebote auch, nach Kriterien ausgibt und kontingentiert, die alle anderen Marktteilnehmer nicht kennen. Das heißt, die DB kann gezielt Tickets für Verbindungen ausgeben, bei denen sie Wettbewerbsbahnen schädigt, ohne dass dies transparent wird. Strecken, auf denen die Konzernschwester DB Regio fährt, kann sie von der Aktion ausnehmen.

Die Aktion richtet sich nach DB-eigenen Aussagen gezielt gegen die Fernbus-Konkurrenz. Sie ergibt also aus Klimaschutzsicht keinen Sinn. Ziel der Tarifstrategie gerade eines Bundesunternehmens müsste es sein, Autofahrer zum Umsteigen auf den umweltfreundlichen Zug zu bewegen, nicht Fahrgäste aus einem umweltfreundlichen Verkehrsmittel in ein anderes zu bewegen.

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Dr. Matthias Stoffregen

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