Frankfurter Allgemeine Zeitung greift mofair-Positionen auf
In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird mofair-Präsident Stephan Krenz zum Thema Fahrkartenvertrieb befragt. Krenz bemängelt, dass der Ticketvertrieb zu einseitig von der Deutschen Bahn bestimmt wird. „Das ist ein Nachteil für alle anderen Verkehrsunternehmen, die ihre Leistungen auf der Schiene anbieten“.
Unter der Überschrift „Bahn-Rivalen sehen sich beim Ticketverkauf im Nachteil“ gibt FAZ-Verkehrsexpertin Kerstin Schwenn aus der Hauptstadtredaktion das Gespräch mit Stephan Krenz wieder. Wenn Sie sich selbst ein Bild verschaffen wollen, dann verweisen wir gern auf die FAZ vom 16. Februar 2018 und auf den folgenden Text:
enn. BERLIN, 15. Februar. Union und SPD haben es wieder in den Koalitionsvertrag geschrieben: Es soll mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden. In Zeiten, da Fahrverbote für Dieselautos in Innenstädten drohen, findet die Forderung mehr Zustimmung denn je – bis hin zu der jüngsten Idee, öffentlichen Nahverkehr kostenlos anzubieten. Der teure Ausbau der Infrastruktur und Investitionen in Züge sind in jedem Fall nicht die einzigen Rezepte, die Bahnfahren für die Kunden attraktiver machen könnten. Für die Rivalen der Deutschen Bahn im Personenverkehr ist völlig klar: Im Fahrkartenvertrieb muss sich etwas ändern. „Für die Fahrgäste muss es leichter werden, Tickets zu kaufen“, fordert der Geschäftsführer des Bahnunternehmens Abellio, Stefan Krenz, im Gespräch mit der F.A.Z. Abellio ist die Regionalverkehrs-Tochtergesellschaft der niederländischen Staatsbahn. „Oft wissen sie gar nicht, wo sie welche Fahrkarte bekommen können.“ Seiner Meinung nach wird der Ticketvertrieb zu einseitig von der Deutschen Bahn bestimmt. „Das ist ein Nachteil für alle anderen Verkehrsunternehmen, die ihre Leistungen auf der Schiene anbieten“, sagt Krenz, der auch Präsident des Wettbewerbsbahnen-Verbandes Mofair ist.
Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu. Das Bundeskartellamt hatte Anfang 2014 ein Verfahren wegen des Verdachts eines Missbrauchs der marktbeherrschenden Stellung gegen die Deutsche Bahn eingeleitet. Es wurde 2016 ausgesetzt, weil die Bahnführung Besserung gelobte. Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte damals: „Die Deutsche Bahn hat uns umfangreiche Zusagen beim Ticketverkauf angeboten, die den Wettbewerbern den Verkauf von Fahrkarten sehr erleichtern. So dürfen sie beispielsweise ihre Tickets künftig über Läden im Bahnhof verkaufen. Mietvertragsklauseln, die dies bislang erheblich behindert haben, wird es künftig nicht mehr geben.“ Außerdem versprach die Bahn, die Provisionen zu vereinheitlichen und den Konkurrenten den Verkauf von DB-Fernverkehrstickets über deren Automaten zuzulassen. Krenz zieht heute aber eine ernüchternde Bilanz: „Fast zwei Jahre später sind einige Zusagen noch immer nicht umgesetzt.“ Zwar erlaubt die Bahn ihren Konkurrenten inzwischen den Verkauf über Automaten – nicht aber am Schalter. Die Bahn verkaufe selbst dagegen auch die Tickets der anderen Bahnen auf allen Strecken. Sie verbiete Wettbewerbern aber, Fahrkarten für Ziele außerhalb deren eigener Netze zu verkaufen.
Die Bahn erlaubt den Wettbewerbern überdies nicht, die DB-Fahrkarten online oder über Apps anzubieten. Auch der Weg für die Konkurrenten in die App DB Navigator des Konzerns erweist sich als schwierig. Der DB Navigator sei für den Fahrgast die wichtigste Informationsquelle, da sie das ganze Angebot im öffentlichen Verkehr abbilde, sagt er. „Welche Auskünfte jedoch konkret erteilt werden und wie diese Informationen zustande kommen, bestimmt allein die Deutsche Bahn“, kritisiert er. „Im DB Navigator werden teilweise günstigere Angebote von Wettbewerbern nicht angezeigt, so dass Kunden ein teureres DB-Angebot kaufen müssen. Das sind unfaire Maßnahmen, mit denen sich die Deutsche Bahn ein Monopol im Vertrieb verschafft.“ Die Bahn will die App zu „der Mobilitäts-App“ im Nah- und Fernverkehr entwickeln. Sie kommt dabei voran: Für elf Verkehrsverbünde gibt es Tickets in der App zu kaufen.
Verärgert ist Krenz wegen der unterschiedlichen Provisionen im Vertrieb. „Verkauft die Deutsche Bahn Tickets der Wettbewerber wie Abellio, dann werden 8,5 Prozent Provision fällig – egal auf welchem Vertriebsweg“, sagt er. Abellio erhalte hingegen für DB-Fernverkehrstickets nur 1 bis 3 Prozent. Verhandlungen dazu habe die Bahn bislang schleppend betrieben, obwohl das Kartellamt schon 2016 eine Vereinheitlichung angemahnt hatte.