Drohende Angebotskürzungen in Nah- und Fernverkehr

Energiekrise bedroht Existenz vieler Verkehrsunternehmen

Durch das 9-Euro-Ticket war der öffentliche Nahverkehr mit Bussen und Bahnen über Monate hinweg im Fokus der medialen Öffentlichkeit präsent wie selten zuvor. Der Erfolg des Tickets hat gezeigt, dass die Menschen sehr wohl zum Umstieg bereit sind, wenn er mit einem einfachen Tarif leicht möglich ist.

Allerdings hat die Euphorie des bundesweit gültigen Angebots die dahinterliegenden grundlegenden Probleme überdeckt: Schon lange reden wir über die nicht mehr ausreichende Kapazität der Infrastruktur, die zudem in einem bescheidenen Zustand ist und deren Baustellen nach einem Zwischenhoch wieder schlecht wie eh und je gemanagt werden. Das verursacht erhebliche Zusatzkosten, die die Verkehrsunternehmen nicht dauerhaft tragen können. Personalkosten steigen seit Jahren weit mehr als kalkuliert, und die anstehenden Tarifrunden werden angesichts der hohen Inflation sicher üppiger ausfallen (müssen) als in den Vorjahren.

Als wäre das alles nicht schon herausfordernd genug, sind zudem die Energie- und das heißt in den allermeisten Fällen: Bahnstrompreise schon seit mehr als einem Jahr stark gestiegen, teilweise auf das Sechs- bis Zehnfache. Auch Materialpreise kennen nur den Weg aufwärts. Die Folgen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine hat dieser gefährlichen Entwicklung noch einen weiteren Schub gegeben.

Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung zielten vor allem auf Privathaushalte ab. Verkehrsunternehmen haben davon bisher nicht profitiert. Inzwischen ist die Lage so problematisch, dass eine Debatte über Angebotsausweitungen, die wir eigentlich aus Klimaschutzgründen dringend brauchen, derzeit völlig deplatziert wirkt. Auch die eigentlich wünschenswerte Nachfolgeregelung für ein 9-Euro-Ticket steht nicht oben auf der Prioritätenliste.

Es geht vielmehr darum, das bestehende Angebot im Nah- und Fernverkehr abzusichern. Mögliche Strategien dafür unterscheiden sich, da der Nahverkehr auf der Schiene gemeinwirtschaftlich organisiert und mit Regionalisierungsmitteln des Bundes über die Bundesländer und Aufgabenträger bestellt und vergütet wird. Im eigenwirtschaftlichen Fernverkehr gibt es diese Regieebene nicht, daher müssen hier auch die Mittel und Wege zur Entlastung andere sein. mofair hat in den letzten Tagen zwei „Brandbriefe“ an die politischen Entscheider gesendet, die Sie hier für den SPNV und den SPFV nachlesen können.

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Dr. Matthias Stoffregen

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