„Runder Tisch Baustellenmanagement“ legt Maßnahmenpaket für kundenfreundliches Bauen vor

Gemeinsames Ziel: Baustellen zuverlässiger managen und Auswirkungen auf Kunden reduzieren

Berlin (05. Juni 2018):

Heute haben Unternehmen und Verbände der Schienenverkehrsbranche ihren Ergebnisbericht „Runder Tisch Baustellenmanagement“ an Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur übergeben.

Der „Runde Tisch Baustellenmanagement“ ist eine gemeinsame Initiative des Eisenbahnsektors. Ihm gehören Eisenbahnverkehrsunternehmen des Fern-, Nah- und Güterverkehrs, Aufgabenträger im Nahverkehr, die wichtigsten Branchenverbände und die DB Netz AG an. Das Ziel war es, Maßnahmen für mehr Verkehr, bessere Qualität und Zuverlässigkeit zu entwickeln, um während der dringend notwendigen Modernisierung des deutschen Schienennetzes die Beeinträchtigungen für die Fahrgäste und Verlader in der Bauphase so gut es geht zu reduzieren.

Die Teilnehmer des „Runden Tisches Baustellenmanagement“ vereinbarten vier Bausteine zur Verbesserung der Bauplanung. Sie beinhalten Vereinbarungen zwischen Bund und DB Netz AG zum kundenorientierten Bauen, ein Anreizsystem zwischen der DB Netz AG und den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), eine bessere Risikoverteilung zwischen Aufgabenträgern und EVU sowie die Optimierung von Bauprozessen und Baukommunikation.

Die wesentlichen Ergebnisse sind in der Broschüre „Clever bauen – gut fahren“ zusammengefasst. Die Broschüre ist auf den Internetseiten der Beteiligten abrufbar.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: „Der Bund investiert Milliarden in die Schieneninfrastruktur – mehr als jemals zuvor. Da ist es logisch, dass Baustellen zunehmen. Einschränkungen für Verkehrsunternehmen und Fahrgäste müssen dabei aber so gering wie möglich bleiben. Ich begrüße es deshalb sehr, dass die Branche in engem Schulterschluss ein Konzept für cleveres Bauen und gutes Fahren erarbeitet hat. Wir sind bereits mit der DB im intensiven Austausch, wie das kundenfreundlichere Bauen zügig ans Laufen kommen kann.“

Dr. Thomas Schaffer, Vorstand Vertrieb und Fahrplan der DB Netz AG: „Dass die Branche sich zusammengesetzt und gemeinsam Lösungen für kundenorientiertes Bauen entwickelt hat, ist ein wichtiges Signal. Jeder Partner wird nun seinen Beitrag dazu leisten müssen, dass wir das anspruchsvolle Maßnahmenpaket umsetzen können. Für die DB Netz AG bedeutet das, Baustellen stabiler zu planen und konsequenter auf die Reduzierung baubedingter Einschränkungen auszurichten. Das macht das Bauen aufwendiger, schafft jedoch ausreichend Kapazität und Zuverlässigkeit für die Kunden.“

 Stephan Krenz, Präsident mofair und CEO Abellio GmbH: „Der intensive Austausch am erfolgreichen Runden Tisch Baustellenmanagement führte bei allen Akteuren zu mehr Verständnis für die Sorgen und Probleme der einzelnen Vertragspartner. Im Ergebnis haben wir uns gemeinsam auf kapazitätsschonendes Bauen geeinigt. Wichtig dabei ist, dass wir den Fokus auch beim Bauen verstärkt auf unsere Fahrgäste richten. Im Interesse unserer Kunden, die durch baustellenbedingte Verspätungen und Ausfälle besonders zu leiden haben, müssen die vereinbarten Maßnahmen jetzt rasch umgesetzt werden.“

Dr. Martin Henke, Geschäftsführer Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. (VDV): „Der Schienengüterverkehr profitiert ebenfalls von den deutlich höheren Pönalen für die DB Netz AG im Rahmen der leistungsabhängigen Entgelte und optimierten Planungs-/Abstimmungsprozesse. Es ist während des Runden Tisches in diesem ersten und wesentlichen Schritt gelungen, die teils etwas anderen Bedürfnisse des Güterverkehrs in das Gesamtkonzept Baustellenmanagement mit einzubringen. Gerade für die vielen kleineren und mittelständischen Güterbahnen sind berechenbare Kapazitäten im Netz und rechtzeitige Information über Engpässe überlebenswichtig, denn der Transportmarkt ist hart umkämpft. Aber der tatsächliche Erfolg steht und fällt mit der zeitnahen Umsetzung. Hier sind rasches Handeln, Erfolgskontrolle – gerade in Bezug auf die Auswirkungen im Schienengüterverkehr – und schnelles Nachsteuern gefragt. Besonders gefordert sind dabei die DB Netz AG und Bund.“

Martin Husmann, Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr VRR:

„Die Zunahme von Baustellen stellt die Eisenbahnverkehrsunternehmen zum Teil vor erhebliche Probleme, insbesondere dann, wenn Strecken über einen längeren Zeitraum komplett gesperrt werden und die dadurch entstehenden Kosten voll zu Lasten des Eisenbahnunternehmens gehen. Zudem ist bei neuen Ausschreibungen zu erwarten, dass die finanziellen Risiken deutlich höher bewertet werden als bisher. Bei gleichbleibenden Mitteln müsste das Bestellvolumen reduziert werden. Das stünde dem Ziel einer Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene entgegen. Auf diese Situation haben die Aufgabenträger nun reagiert mit Empfehlungen, die in Zukunft den veränderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen und damit eine bessere Risikoverteilung zwischen Eisenbahnunternehmen und Aufgabenträgern erlauben werden.“

 

Dem „Runden Tisch Baustellenmanagement“ gehören im Einzelnen folgende Unternehmen und Verbände an: Abellio GmbH, BAG SPNV und deren Verbünde RMV, VBB und VRR, BMVI, die Bundesnetzagentur, BeNEX GmbH, DB Netz AG, DB Regio AG, DB Fernverkehr AG, DB Cargo, Mofair, NEE, Netinera GmbH, Transdev GmbH und der VDV.

 

Kapazitätsschonendes Bauen

Folgende Beispiele zeigen, wie bei der Durchführung von Baumaßnahmen zwischen Kosten, Zeitaufwand und Kundennutzen abgewogen werden muss. Dabei gilt häufig: Je kundenschonender gebaut wird, desto mehr Geld muss investiert werden.

 

Sperrkonzepte
Ob eine Totalsperrung erforderlich ist oder der Betrieb eingleisig funktioniert, ist von vielen Faktoren abhängig. Totalsperrungen verkürzen den Bauzeitraum, bedeuten aber häufig massive Einschränkungen für die Kunden, sodass ein Aufrechterhalten des Verkehrs durch eingleisigen Betrieb vorzuziehen wäre.

Gleiswechselbetrieb
Wie auf der Autobahn gibt es auf der Schiene eine definierte Fahrtrichtung. Signale sieht der Lokführer nur auf der richtigen Seite. Zweigleisige Bahnstrecken können jedoch auch im sogenannten Gleiswechselbetrieb genutzt werden. Beide Gleise sind dann in beiden Fahrtrichtungen mit entsprechenden Signalen ausgestattet. Der Einbau der Signale ist zwar teuer, ermöglicht aber bei Sperrungen eines Gleises, dass das andere Gleis für beide Fahrtrichtungen befahrbar ist.

Überleitstellen
Ist ein Gleis gesperrt, muss auf das andere ausgewichen werden. Dafür gibt es Überleitstellen, also Weichenverbindungen zwischen zwei Gleisen. Je mehr Überleitstellen existieren, desto kürzer können Sperrabschnitte sein und Einschränkungen für den Bahnverkehr begrenzt werden.

Bauverfahren
Die „Tunnel-im-Tunnel-Methode“ wird mit einem sogenannten Tunnelvortriebsportal durchgeführt. Dieses dient als Schutzeinhausung für den Zugverkehr. Die Züge fahren während der Bauzeit auf nur einem Gleis, das für die Bauarbeiten in die Tunnelmitte verlegt und durch die Einhausung geschützt wird. Zwischen Schutzeinhausung und ursprünglicher Tunnelwand wird gearbeitet.

Maschineneinsatz
Der Einsatz von Hochleistungsmaschinen, wie z. B. Hochgeschwindigkeitsschleifzügen oder Umbauzügen, erlaubt kürzere Sperrzeiten des Eisenbahnverkehrs.

Ersatzbrücken
Werden Brücken komplett saniert, ist der Bahnverkehr unterbrochen. Durch den Einsatz von Hilfsbrücken kann das vermieden werden. Hilfsbrücken sind aufwändig und kostenintensiv, aber etwa bei Straßenbauprojekten häufig geübte Praxis.

 

 

 

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Dr. Matthias Stoffregen

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